Weiche
Eisenbahnschienen mögen hart sein, aber wer lange genug sucht, findet mit
Sicherheit eine weiche... :-)
Ja, Weichen! Was wäre die Eisenbahn
ohne sie? Ohne Weichen könnte kein Schienenfahrzeug das Gleis wechseln;
wäre dazu verdammt, auf ewig auf den gleichen Schienensträngen hin und her
oder vielleicht auch im Kreis zu fahren. Und Weichen können sehr unterschiedlich
in der Form sein.
Auf dem folgenden Foto vom Bahnhof Stein-Säckingen
sieht man im Vordergrund eine Weiche, bei der das eine Gleis endet. Die
Weichen im Hintergrund dagegen stellen eine Gleisverbindung dar. Beide Gleise
laufen parallel weiter.
Es gibts aber auch noch Weichen, die gänzlich anders aussehen, wie
dieses Foto aus dem Bahnhof Brugg zeigt:
Man hat es hier mit einer doppelten Kreuzungsweiche zu tun. Im Prinzip
ist das eine Schienenkreuzung, die aber bautechnisch so erweitert wurde,
dass zwei(!) gegeneinander liegende Weichen ineinander verschachtelt sind.
Man kann Weichen nicht nur nach diesen grundsätzlichen Bauformen unterscheiden
sondern auch noch nach der Art des Antriebs beispielsweise (elektrisch,
machanisch, manuell) oder ob sie ferngesteuert oder nur vor Ort bedienbar
sind. Aber wie auch immer Weichen aussehen, der prinzipielle Aufbau ist
stets gleich: zwei Gleise, von der Wurzel her kommend, die sich an der Spitze
zu einem Gleis vereinen.
Freilich, bei der doppelten Kreuzungsweiche sieht es ganz klar danach aus,
dass sowohl zwei Gleise einlaufen als auch zwei abgehen. Aber wie schon
ein paar Zeilen weiter oben per Ausrufezeichen markiert handelt es sich
hier nicht um
eine sondern um
zwei Weichen.
Schauen wir uns dazu mal eine Weiche etwas genauer an, diesmal aus dem
Bahnhof Basel.
Der Teil der Weiche, von wo die beiden Gleisstränge einlaufen, ist die
Wurzel; der gegenüberliegende Teil, wo sich die Weichenzungen befinden
und beide Gleise zu einem vereint haben, ist die
Spitze.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte:
"
Spitz" befahren wird eine Weiche also, wenn ein Schienenfahrzeug
die Weiche "
von der Spitze gegen die Wurzel" befährt. In diesem Falle
besteht dann auch die Wahl der Fahrrichtung nach links oder rechts in Abhängigkeit
der Endlage.
In der Gegenrichtig, also "
von der Wurzel gegen die
Spitze" wird die Weiche "
stumpf" befahren. Bei dieser Fahrrichtung
besteht zwar keine Wahl, aber dafür ist die korrekte Endlage unerlässlich,
weil bei falscher Endlage eine
Aufschneidung erfolgt, was die Weiche
erheblich beschädigen kann!
Die Art und Weise aber, wie der Stellmechanismus funktioniert, ist von der
Bauart abhängig. Der am häufigsten verbaute Typ in der Schweiz ist der sogenannte
Spitzenverschluss, der auf einem Patent der Firma Jüdel beruht, die
einst auch Stellwerke produzierte. Aus diesem Grund ist auch vom Jüdelverschluss
die Rede. Man erkennt ihn am typischen Deckel im Gleis, der den Verschlussmechanismus
schützt.
Auf den folgenden Fotos sollen nun die wichtigsten
Weichenteile beim Spitzenverschluss aufgezeigt werden. Ein Klick auf die
Fotos bringt eine grössere Ansicht.
|
1 |
Stockschiene
- aussenliegende Schienen, die an der Spitze zu einem Gleis zusammenlaufen |
2 |
Weichenzungen
(a=anliegend, b=abliegend) - beweglich gebaute Schienenteile, deren
Endlage über die Fahrrichtung entscheidet |
3 |
Weichensättel
- Lauffläche der Weichenzungen; sind sie stark verschmutzt und nicht
geschmiert, erreichen die Weichenzungen nur schwer Endlage oder bewegen
sich gar nicht ("Schwergang") |
4 |
Verschlussdeckel
- schützt den Verschlusskörper vor Fremdeinwirkungen |
5 |
Weichenlaterne
- zeigt die aktuelle Endlage der Weiche an (links, rechts) |
6 |
Herzstück
- an ihm vereinen sich die innenliegenden Schienen; Bauteil mit der
höchsten Verschleissanfälligkeit |
7 |
Radlenker
- sorgen für die Führung des Radsatzes, während das eine Rad das Herzstück
befährt; ohne Radlenker bestünde die Gefahr einer Entgleisung |
8 |
Sicherheitszeichen
- zeigt an, bis wohin von der Wurzel aus gefahren werden kann, ohne
das Profil des Nachbargleises zu verletzen ("Egge isch Trumpf") |
9 |
Weichenhebel
- dient zum Umstellen der Weiche; bei ferngesteuerten Weichen findet
sich statt des Weichenhebels ein im Boden versenkter Motor, der aber
stets per Kurbel notbedient werden kann |
10 |
Schwinge
- sorgt für die richtige Lage der Stempel |
11 |
Stempel
- halten die Weichenzungen in der erforderlichen Endlage |
12 |
Stellstange
- überträgt die Stellbewegung vom Weichenhebel bzw. Motor
auf die Schwinge |
13 |
Laternenstange
- überträgt die Stellbewegung auf die Weichenlaterne für die Anzeige
der korrekten Endlage |
14 |
Verschlusskörper
- stützt die Stempel für das Einhalten der korrekten Endlage |
Zur Weichenlaterne und entsprechend auch der Laternenstange noch folgendes:
diese Bauteile findet man bei vielen Weichen gar nicht mehr. Stattdessen
leuchtet in der Nähe der Weiche ein
Zwergsignal, welches elektronisch
gesteuert wird. Solange dieses "HALT" zeigen, darf die Weiche grundsätzlich
nicht befahren werden, da keine ausdrückliche Zustimmung zur Fahrt vorliegt.
Ein Dankeschön an Beat für das Ermöglichen der Fotos :-)